Am falschen Ende gespart

Statement des Bundesverbands Freie Darstellende Künste zum Regierungsentwurf des Bundeshaushalts 2025

13.08.2024

Was sich bereits in den Kulturetats einiger Bundesländer abgezeichnet hat, scheint nun auch auf Bundesebene bittere Realität zu werden: Wichtige Mittel für die Freien Künste – insbesondere die Freien Darstellenden Künste – sollen deutlich gekürzt werden. Gespart wird dort, wo mit ohnehin knappen Mitteln viel geleistet wird und wo Menschen für die Ausübung eines Berufs, der der Gesellschaft zugutekommt, auf soziale Absicherung verzichten.

Akteur*innen der Freien Darstellenden Künste arbeiten nach wie vor überwiegend prekär. Wie unzureichend ihre soziale Absicherung ist, hat zuletzt die Coronapandemie überdeutlich ans Licht gebracht. Unser Forschungsprojekt „Systemcheck“ hat die fehlende Absicherung wissenschaftlich belegt. Diesen Ergebnissen folgten Schritte zur Besserung: Erst im Juni dieses Jahres vermeldete die Beauftragte für Kultur und Medien, dass bei Bundesförderungen ein Mindesthonorar an Künstler*innen gezahlt werden soll. Eine Entwicklung, die uns sehr freut, schließlich setzen wir uns seit 2015 für Honoraruntergrenzen ein. Wenn dieser Schritt jetzt jedoch nicht nur mit ausbleibenden Aufwüchsen der Fördermittel, sondern sogar mit nennenswerten Kürzungen einhergeht, dann verkehrt sich eine gute Sache in ihr Gegenteil und sorgt für eine schmerzhafte Reduzierung des kulturellen Angebots.

Wir sind nicht nur entsetzt über die Streichungen und Kürzungen, wir sind darüber hinaus in Sorge um das erfolgreiche Programm der kulturellen Bildung „Kultur macht stark“ und unser Strukturförderprogramm Verbindungen fördern. Für die Fortsetzung beider Programme ab 2026 müssen im Haushalt 2025 entscheidende Weichen gestellt werden.

Ihr Fortbestehen ist unerlässlich, denn diese Programme sichern nicht nur wichtige kulturelle Impulse, sondern auch resiliente Strukturen gegen anti-demokratische Strömungen. Gerade in der Fläche, wo kommunale und regionale Förderungen oft nicht greifen, kann nur eine nachhaltige Strukturförderung des Bundes dafür sorgen, dass nicht ganze Regionen dauerhaft abgehängt werden.

Wir sehen es als einen großen Fehler an, genau dort zu sparen, wo aktuell mit wenigen Mitteln sehr viel geleistet wird, um einer fortschreitenden Fragmentierung der Gesellschaft entgegenzuwirken und dafür gesorgt wird, dass Menschen im Gespräch miteinander bleiben.

Wir schließen uns daher den Forderungen des Bündnisses internationaler Produktionshäuser sowie der Stellungnahme der INITIATIVE TANZ bezüglich des DanceOnEnsemble an. Außerdem stimmen wir den Forderungen der Bundeskulturfonds zu und sprechen uns gegen deren Mittelkürzung aus. Wir appellieren an die in der Regierung und die im Bundestag Verantwortlichen, eine nachhaltige und weitsichtige Kulturförderung sicherzustellen, die neben Projektförderungen auch die Stärkung von Strukturen in den und für die Freien Darstellenden Künste umfasst, und die Kulturelle Bildung als die Investition in die Zukunft zu begreifen, die sie ist.